Catena-X
Die neue Dimension der Wertschöpfungskette in der Automobilindustrie

Ein Auto besteht aus mehreren Zehntausend Einzelteilen, was die Lieferkette komplex gestaltet. Die globalisierte Wertschöpfungskette der Automobilindustrie umfasst eine Vielzahl von Prozessen, Technologien und Standards, die Herausforderungen wie Intransparenz und ungenutzte Chancen mit sich bringen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen und umweltfreundlichere Produktionsprozesse durch Digitalisierung zu ermöglichen, setzt Catena-X auf ein Datenökosystem, das auf Transparenz und Informationsschutz basiert.

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Die Mobilitätsbranche befindet sich im Wandel: Elektrofahrzeuge verdrängen schrittweise Verbrennungsmotoren, während die Digitalisierung Möglichkeiten für umweltfreundlichere Produktion und individuelle Kundenwünsche eröffnet. Gleichzeitig bringen Pandemien, Klimawandel und Krieg zusätzliche Herausforderungen. Um einen erfolgreichen, nachhaltigen Transformationsprozess zu erreichen, ist eine enge Zusammenarbeit und Austausch beteiligter Unternehmen und Fachkräfte unerlässlich.

Ein Beispiel: Mit der Einführung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes im Januar 2023 werden Unternehmen aufgefordert, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen. Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern sind nun verpflichtet, sicherzustellen, dass ihre Lieferketten ethischen, ökologischen und sozialen Standards entsprechen. Hersteller und Händler müssen ihre Vorlieferanten kennen und nachhaltig auswählen – und zwar auf jeder Stufe der Wertschöpfung in ihrer Lieferkette. Transparenz ist dafür eine wichtige Grundvoraussetzung, die viele Unternehmen noch nicht erfüllen können. Oft basieren genau diese Informationen über Lieferketten auf Selbstauskünften der Lieferanten und langen Excel-Tabellen, was eine effektive Zusammenarbeit erschwert.

Digitale Zusammenarbeit schafft Chancen entlang der Wertschöpfungskette

Das Catena-X Verbundprojekt hat sich daher zum Ziel gesetzt, Transparenz zu schaffen und den digitalen Informationsfluss über die gesamte Lieferkette zu ermöglichen. Ziel dabei ist es, Nutzer, Anbieter, KMU, Großunternehmen, Rohstofflieferanten und Verwerter miteinander zu vernetzen und eine Zusammenarbeit zu ermöglichen. Dies bietet die Chance, voneinander zu lernen und neue Erkenntnisse zu gewinnen, die zu innovativen Lösungen für z.B. mehr Nachhaltigkeit sowie gemeinsamen neuen Geschäftsmodellen führen können. Die Transparenz und die unternehmensübergreifende Nutzung und Verwertung von Daten schafft für alle Mitglieder neue Möglichkeiten der Wertschöpfung:

  • Einsparung von CO2: Durch die Zusammenarbeit können Unternehmen den CO2-Fußabdruck ihrer Lieferketten analysieren und Maßnahmen ergreifen, um diesen zu reduzieren. Durch den Einsatz digitaler Technologien ist es möglich, Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu erfassen und zu analysieren, bis hin zum Endkunden. Diese Daten umfassen Informationen über den Energieverbrauch, die Transportwege und weitere relevante Faktoren, die zur CO2-Bilanz beitragen. Auf dieser Grundlage können Schwachstellen in der Lieferkette identifiziert und Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet werden, um die Emissionen zu reduzieren. Letztendlich ermöglichen diese digitalen Lösungen dem Endkunden, einen vollständigen CO2-Abdruck zu erhalten und bewusstere Kaufentscheidungen zu treffen.
  • Rückverfolgbarkeit: Die Rückverfolgbarkeit ist entscheidend für die komplexe Wertschöpfung eines Fahrzeugs. Durchgängige Datenketten zeigen genau auf, welche Materialien, Komponenten oder Software im Einsatz waren. Bislang dokumentieren Unternehmen nur ihre eigenen Verantwortlichkeiten und tauschen die Informationen nicht untereinander aus. Dabei spart die Zusammenarbeit Zeit, Kosten und verbessert das Qualitätsmanagement, z.B. bei Rückrufaktionen.
  • Kreislaufwirtschaft: Relevante Informationen werden in einem Datenökosystem erfasst. Dazu wird für jedes Produkt ein digitaler Zwilling erstellt, der über die gesamte Wertschöpfung hinweg industrieübergreifend genutzt werden kann. Catena-X eröffnet diesen Unternehmen Datenkorridore, um Informationen freizugeben und abzurufen. Nur durch die Zusammenarbeit aller Beteiligten können die Vorteile der Kreislaufwirtschaft vollständig ausgeschöpft werden. Dies umfasst z.B. vollständig dokumentierte Produkt- und Prozessinformationen, verbesserte Ressourcennutzung, sowie frühzeitige Absicherung von Materialschwankungen und -engpässen.

Gemeinsame Standards und vertrauensvolle Zusammenarbeit

Die Leitplanken für eine erfolgreiche und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Catena-X Verbundprojekt werden durch gemeinsam definierte Standards gebildet, die allen Partnern gleiche Rechte, Interoperabilität und Souveränität über ihre Daten gewährleisten. Vertrauen zwischen den Partnern ist dabei von zentraler Bedeutung, um eine effektive Kommunikation und Zusammenarbeit zu gewährleisten. Das Catena-X-Ökosystem basiert auf Open-Source-Ansätzen, die für alle Beteiligten frei zugänglich sind und ermöglicht somit auch die Teilhabe von kleineren und mittleren Unternehmen. Um sicherzustellen, dass die Dateninfrastruktur stets an die Bedürfnisse der Anwender:innen angepasst und erweitert werden kann, ist kontinuierliche Forschung und Entwicklung neuer Technologien und Standards im Konsortialprojekt hilfreich.

Zwei Welten verstehen und zusammenbringen

Eine erfolgreiche Einführung von Catena-X erfordert erfahrene Expert:innen mit Domänenwissen und die Bereitschaft von Unternehmen, sich an dem Vorhaben zu beteiligen. Es müssen Schnittstellen geschaffen werden, die das Datenökosystem mit den Systemen der Unternehmen zusammenbringen und den Datenaustausch ermöglichen, ohne auf Datensouveränität zu verzichten. Die Core-Services ermöglichen Basisfunktionalitäten wie das Identity-Management oder die Verwaltung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie Diensten. In Datenräumen werden zentrale Dienste für Datenanbieter und Datenanwender bereitgestellt. Auf dieser Basis können wiederum spezifische Anwendungen zur Lösung konkreter Herausforderungen und Anforderungen entwickelt werden. Dank des offenen und vielschichtigen Austauschs zwischen verschiedenen Unternehmen kann die bestmögliche Lösung für alle Parteien gefunden werden.

Das Ende der Zentralisierung?

In einem bisher zentralisierten Wirtschaftsverkehr setzt Catena-X neue Standards und Grundlagen für eine Dezentralisierung. Operating Companies (auch aus dem Mittelstand) werden Services anbieten und in verschiedenen Ländern Hubs errichten. Auf diese Weise soll das Onboarding von Catena-X erleichtert werden, damit auch der Mittelstand ohne komplexe IT-Infrastruktur davon profitieren kann.
Und das ist erst der Anfang: Durch die Nutzung der Plattform werden in der Praxis Fehler erkannt und Verbesserungen entwickelt, die dann ausgerollt werden. Dies schafft nicht nur einen Vorteil für den Mittelstand, indem es die Nachvollziehbarkeit von Lieferungen sichert, sondern es eröffnet auch die Chance für neue Geschäftsideen in einem völlig neuen Ökosystem.

Catena-X wird nicht nur die Automobilindustrie revolutionieren. Auch andere Branchen wie die Medizintechnik, Industrie oder Logistik profitieren von diesem Projekt und den erarbeiteten Standards. Seien Sie also bereit für diese spannende Reise – wir sind gerne als Wegbegleiter mit an Bord.

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Nico Götz

Nico Götz
Consultant im Bereich Catena-X
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